Der hinreißend bescheuerte Untertitel “Film ohne Gewissen” von Oskar Röhlers “Jud Süß”-Behind-the-Scenes-Nazisexploitation-Trash-Geschichtsklitterung lässt schon ahnen, auf was man sich einlässt, wenn man sich den Film ansieht.
Dass er ausgebuht wurde, war daher wohl vielen schon vor Beginn der Pressevorführung gestern im Berlinale-Palast klar; dass es ein Donnerwetter auf der Pressekonferenz im Anschluss geben würde, hatten dann wohl auch viele erhofft. Ich, ansonsten mit Autoren- und Pressekonferenz-Scheue ausgestattet, habe mich deshalb auch dort hinbegeben und wurde zum zweiten Mal an diesem Tag bitter enttäuscht: Nicht nur war Röhlers Film ja gar nicht in allen Belangen ganz schlecht (dazu werden Jörg und ich nachher noch etwas sagen), auch die Konferenz ist nicht zur Abrechnung genutzt worden.
Neben Ichfandihngut-Bekundungen eines Kollegen und Nachfragen mehrerer anderer, warum denn dieses oder jenes Detail erfunden oder verschwiegen wurde, war etwa eine Frage, woher Moritz Bleibtreu nur diesen tollen rheinischen Tonfall für seinen Brüllaffen-Goebbels hergeholt hat – und ähnliche – Belanglosig- und Artigkeiten. Warum hat es nicht genknallt? Ganz klar: Weil der Moderator Josef Schnelle eine extrem gute Leistung abgeliefert hat: Er hat die ganze Wut über den Film verrauchen lassen, indem er sich die ersten drei Fragen selbst reserviert hat und dann genau das wissen wollte, was wohl die meisten auch gefragt hätten – nur wohl in einem anderen Tonfall. Vor solch einer Leistung, die im wahrsten Sinne des Wortes “moderat” und “moderierend” war, kann man sich nur verbeugen, Herr Schnelle!
Mein Frust ist übrigens dann vollends verschwunden, als ich mir Abends im Zoo-Palast “The Book of Eli” von den Hughes-Brothers angesehen habe. Man sollte sowieso viel öfter Berlinale-Tage mit deftigem Genre-Kino auslaufen lassen. Das wäre doch mal eine Idee für eine allein für die Presse reservierte Reihe: “The Chillout Movie”. Bis dahin empfehle ich aber schon mal “The Book of Eli”: