So kalt und schneeig war es zur Berlinale-Eröffnung – jedenfalls in der Erinnerung – schon lange Jahre nicht mehr. Die Raucher werden es da schwer haben. Und ein kleines vorfrühlingshaftes Sonnenbad vor dem
Cinemaxx wie in den letzten jahren scheint erstmal nicht wirklich realistisch. Dafür sollen zumindest die berlinalerelevanten Orte von Eisschollen freigeräumt werden, heißt es in der Berliner Presse, die sich gerade schwerpunktmäßig auf das Thema wirft.
Stadtdekomäßig neu sind die Fotoporträts von Gerhard Kassner, die dieses Jahr zum Jubiläum statt der üblichen Kosmetik-Werbung die Wall-Kästen Festival-Transit-Strecken säumen und bei jedem Schritt krass darauf hingeweisen, wie geschlechtsspezifisch öffentliche Wahrnehmung immer noch organisiert ist. Während die Kerle (ob Regisseure oder Darsteller) ruhig auch kernig verwittert daher kommen dürfen, strahlt das Weibliche (Schauspielerinnen sehr dominant) mal wieder fast flächendeckend in sanftgeleuchteter und retuschiert junger Schönheit. Gut, neu ist das nicht, ärgerlich aber immer noch. Schön aber, dass sich ausgerechnet neben der kitschigen Rühmann-Statue vor dem Filmhaus an der Potsdamer Straße die (bekanntermaßen fast überirdisch ätherische) Tilda Swinton eingefunden hat, die dem dort residierenden Arsenal in langer Freundschaft tief verbunden ist. Mal nachfragen, ob und wie die Kinoleitung hier nachghelfen musste… Und mal darauf achten, ob sich für die räumliche Verteilung des Rests der Figuren auch Regeln finden lassen.
Die Eröffnungs-Pressekonferenz?: Eine riesige Torte gabs zum Geburtstag. Und, naja, bei der Diskussion die übliche Frage aus interessierter Ecke nach angeblichen politischen Unkorrektheiten im Programm: Waren es letztes Jahr ein (übrigens hervorragener und kritischer) Film über den Iran im Forum, dem Ahmenijad-Propaganda vorgeworfen wurde, ging es dieses Jahr um einen bei der Programmauswahl angeblich mißachteten vernachlässigten kritischen Film russischer Herkunft, dessen Autor und Titel ich leider auf die Schnelle nicht mitbekomme habe (für Hinweise wäre ich dankbar!).
Vorher das ebenso übliche vor erzwungenem Humorwillen immer leicht schmerzhafte Geplänkel zwischen Kosslick und Peter Twiehaus, der im Kölner Stadtanzeiger einmal als „gefühlter Film-Journalist“ bezeichnet wurde. Nicht schlecht. Filme kamen in der PK ( wie zugegebenerweise auch hier bisher) nur am Rande vor, wirkliche Leidenschaft entfaltete Kosslick auch diesmal wieder vor allem beim Thema Slow-Food und gutes Essen. Kann ich verstehen, die Nahrungsfrage wird auch hier bestimmt in den nächsten Tagen ab und zu ihren Platz finden. So gibt es zum Beispiel neben Pommery (Champagner) und Rabenhorst (Gesundheitssäfte) einen neuen offiziellen Wasser- Sponsor zu testen, der aus Italien kommt und Norda heißt, was dort vermutlich hochalpin klingen soll. Aber Filme werden auch vorkommen. Versprochen.
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